das  Vergehen

B2

Geschätztes CEFR-Niveau.

/fɛɐ̯ˈɡeːən/

🤔 Was bedeutet 'das Vergehen' genau?

'Das Vergehen' ist ein Substantiv im Deutschen mit zwei Hauptbedeutungen:

1. ⚖️ Die leichtere Straftat / Das Delikt: Hier bezeichnet 'das Vergehen' eine Handlung, die gegen ein Gesetz verstößt, aber als weniger schwerwiegend als ein Verbrechen eingestuft wird. Es handelt sich um eine Ordnungswidrigkeit oder eine minderschwere Straftat.

   Beispiel: Falschparken ist ein häufiges Vergehen.

2. ⏳ Das Verstreichen / Der Ablauf (von Zeit): In dieser Bedeutung beschreibt 'das Vergehen' den Prozess, wie Zeit vergeht oder abläuft.

   Beispiel: Mit dem Vergehen der Jahre veränderte sich die Stadt.

🚨 Wichtig: Obwohl beide Bedeutungen existieren, ist die erste Bedeutung (leichtere Straftat) im juristischen und alltäglichen Sprachgebrauch häufiger anzutreffen, wenn man vom Substantiv 'das Vergehen' spricht. Das Verb 'vergehen' wird hingegen sehr oft für das Verstreichen von Zeit verwendet (z.B. „Die Zeit vergeht schnell.“).

Artikelregeln für der, die und das

🧐 Grammatik im Detail: Deklination von 'das Vergehen'

'Das Vergehen' ist ein sächliches (neutrales) Substantiv. Es wird wie folgt dekliniert:

Singular (Einzahl)

Plural (Mehrzahl)

Der Plural wird eher selten verwendet, besonders in der Bedeutung 'Zeitablauf'. Wenn er gebraucht wird (meist für mehrere Straftaten), lautet er:

📝 Beispielsätze

• Bedeutung 1 (Delikt): Sein wiederholtes Vergehen führte zu einer Geldstrafe.
• Bedeutung 1 (Delikt): Die Polizei ermittelt wegen mehrerer kleiner Vergehen.
• Bedeutung 2 (Zeitablauf): Das schnelle Vergehen der Zeit überraschte ihn.
• Bedeutung 2 (Zeitablauf): Man spürt das Vergehen der Jahreszeiten auf dem Land besonders intensiv.

🗣️ Verwendung: Wann passt 'das Vergehen'?

'Das Vergehen' wird kontextabhängig verwendet:

• Im juristischen Kontext: Klar abgegrenzt von 'das Verbrechen'. Ein Vergehen ist eine minderschwere Straftat (z.B. Diebstahl geringwertiger Sachen, einfache Körperverletzung unter bestimmten Umständen, Beleidigung). Ein Verbrechen ist eine schwerwiegende Straftat (z.B. Mord, Raub).
• Im alltäglichen Sprachgebrauch (bezogen auf Regeln): Man spricht auch von einem Vergehen bei Verstößen gegen Regeln, die nicht unbedingt strafrechtlich relevant sind (z.B. ein Vergehen gegen die Hausordnung, ein moralisches Vergehen).
• Im Kontext der Zeit: Hier ist es eine eher gehobene oder schriftliche Ausdrucksweise für 'das Verstreichen' oder 'den Ablauf' von Zeit. Das Verb 'vergehen' (Die Zeit vergeht) ist in diesem Zusammenhang wesentlich gebräuchlicher als das Substantiv 'das Vergehen'.

Abgrenzung:

• Vergehen vs. Verbrechen: Wie oben erklärt, ist der Schweregrad der Tat entscheidend.
• Vergehen vs. Ordnungswidrigkeit: Eine Ordnungswidrigkeit (z.B. Falschparken) ist noch geringfügiger als ein Vergehen und wird meist nur mit einem Bußgeld geahndet, nicht mit einer Freiheits- oder Geldstrafe im engeren Sinne. Die Grenzen können manchmal verschwimmen, aber juristisch gibt es klare Definitionen.
• Das Vergehen (Zeit) vs. Der Zeitablauf / Das Verstreichen: 'Das Vergehen' klingt oft etwas poetischer oder formeller als die Alternativen 'Zeitablauf' oder 'Verstreichen'.

🧠 Eselsbrücken und Merkhilfen

Artikelmerkhilfe (das): Denk daran, dass ein das Vergehen oft etwas Kleines, Unbedeutendes ist (im Vergleich zum Verbrechen). Das sächliche Pronomen 'etwas' hilft, sich an den sächlichen Artikel 'das' zu erinnern.

Bedeutungsmerkhilfe:

1. Stell dir vor, jemand geht vom rechten Weg ab, er ver-geht sich – er begeht ein Vergehen (Delikt).
2. Die Zeit geht immer weiter, sie ver-geht – das ist das Vergehen der Zeit.

🔄 Synonyme und Antonyme

⚠️ Ähnliche, aber unterschiedliche Wörter

• vergehen (Verb): Das zugehörige Verb mit den Bedeutungen 'zeitlich ablaufen' (Die Zeit vergeht) oder 'sich vergehen an' (sexueller Übergriff – 🚨 Achtung, sehr ernste Bedeutung!) oder seltener 'zugrunde gehen'.
• das Verhör: Befragung durch Polizei/Gericht (hat nichts mit 'Vergehen' zu tun, klingt nur ähnlich).

😄 Ein kleiner Scherz

Fragt der Richter den Angeklagten: "Warum haben Sie das Huhn gestohlen?"
Angeklagter: "Aus reiner Not, Herr Richter!"
Richter: "Das ist kein Grund für ein solches Vergehen! Hätten Sie nicht einfach um Futter bitten können?"
Angeklagter: "Ich dachte, die Eier gehören dem Bauern..."

📜 Ein kleines Gedicht zum Vergehen

Ein kleiner Schritt vom rechten Pfad,
ein unbedachtes, frühes Rad,
das falsch geparkt am Straßenrand,
Vergehen wird's im Amtsdeutsch genannt.

Die Zeit, sie eilt, verrinnt, vergeht,
wie Sand, der leis durch Finger weht.
Der Stunden, Tage still' Vergehen,
lässt uns das Leben neu verstehen.

❓ Rätselzeit

Ich kann ein kleiner Fehler sein,
bring' manchmal Bußgeld dir ins Heim.
Ich kann auch Zeit bedeuten schlicht,
die unaufhaltsam uns zerbricht.

Was bin ich, sächlich, sag es schnell,
mal kriminell, mal temporell?

Lösung: das Vergehen

💡 Sonstiges Wissenswertes

Wortzusammensetzung:

'Das Vergehen' ist ein substantiviertes Verb. Es leitet sich vom Verb 'vergehen' ab.

• ver-: Diese Vorsilbe (Präfix) kann verschiedene Bedeutungen haben, hier oft im Sinne von 'etwas falsch machen' (wie bei 'sich verschreiben') oder 'weggehen', 'verschwinden' (wie bei 'verlaufen', 'verblassen').
• gehen: Das Grundverb 'gehen'.

Die Kombination deutet also entweder auf ein 'Abgehen' vom richtigen Weg (Fehlverhalten) oder ein 'Weggehen' der Zeit hin.