das
Ermessen
🧐 Was bedeutet 'das Ermessen'?
Das Ermessen (Neutrum) bezeichnet den Beurteilungs- oder Entscheidungsspielraum, der einer Person oder Institution innerhalb bestimmter Grenzen zur Verfügung steht. Es geht darum, eine Situation abzuwägen und eine angemessene Entscheidung zu treffen, wenn keine starre Regel eine genaue Vorgehensweise vorschreibt.
Man findet den Begriff häufig in juristischen oder administrativen Kontexten, wo Beamte oder Richter 'nach Ermessen' handeln können, solange sie sich an die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit und Willkürfreiheit halten (pflichtgemäßes Ermessen).
Es handelt sich um ein abstraktes Substantiv, das vom Verb ermessen (abschätzen, beurteilen) abgeleitet ist.
Artikelregeln für der, die und das
Deverbale Nomen → immer Neutrum.
Es handelt sich um Nomen, die von Verben abgeleitet sind. Sie werden auch Verbalsubstantive oder Verbalnomen genannt.
📖 Grammatik von 'das Ermessen' im Detail
Das Ermessen ist ein sächliches (neutrales) Substantiv. Es wird meist im Singular verwendet, da es ein abstraktes Konzept beschreibt. Es ist eine Substantivierung des Verbs ermessen.
Fall (Kasus) | Artikel | Substantiv |
---|---|---|
Nominativ | das | Ermessen |
Genitiv | des | Ermessens |
Dativ | dem | Ermessen |
Akkusativ | das | Ermessen |
Ein Plural ('die Ermessen') ist grammatikalisch möglich, aber sehr ungebräuchlich und wird in der Praxis kaum verwendet.
📝 Beispiele zur Anwendung
- Die Entscheidung liegt im Ermessen des Richters.
- Der Beamte handelte nach pflichtgemäßem Ermessen.
- Hier gibt es einen gewissen Spielraum für eigenes Ermessen.
- Das Gesetz räumt der Behörde ein Ermessen ein.
💡 So verwendet man 'das Ermessen' richtig
Der Begriff das Ermessen wird vor allem in formellen Kontexten gebraucht, insbesondere im Bereich Recht und Verwaltung.
Typische Wendungen:
- nach (eigenem) Ermessen: (according to one's own discretion) - Beispiel: "Sie können die Mittel nach eigenem Ermessen verwenden."
- im Ermessen von jemandem liegen/stehen: (to be at someone's discretion) - Beispiel: "Die Auswahl der Kandidaten liegt im Ermessen der Kommission."
- jemandem ein Ermessen einräumen: (to grant someone discretion) - Beispiel: "Das Gesetz räumt der Behörde Ermessen ein."
- pflichtgemäßes Ermessen: (due discretion / non-arbitrary discretion) - Dies betont, dass der Spielraum nicht willkürlich genutzt werden darf, sondern an Recht und Gesetz gebunden ist.
Während eine Entscheidung das Ergebnis eines Prozesses ist, beschreibt das Ermessen den Spielraum innerhalb dieses Prozesses.
⚠️ Vermeiden Sie die Verwendung in sehr informellen Kontexten, wo Wörter wie Entscheidung, Wahl oder Gutdünken (letzteres oft negativ für Willkür) passender sein könnten.
🧠 Eselsbrücken für 'das Ermessen'
Für den Artikel 'das': Abstrakte Konzepte, die von Verben abgeleitet sind (wie hier von 'ermessen'), sind oft sächlich. Denk an: Das Messen, das Entscheiden, das Abwägen – all das steckt im das Ermessen.
Für die Bedeutung: Im Wort steckt "messen". Wenn du etwas ermisst, misst du es ab, schätzt es ein, wägst es ab. Das Ermessen ist also die Fähigkeit oder der Spielraum, etwas abzumessen und darauf basierend zu entscheiden.
↔️ Synonyme & Antonyme
Synonyme (ähnliche Bedeutung):
Antonyme (Gegenteile):
- starre Regel / feste Vorschrift: kein Spielraum vorhanden
- Pflicht / Gebundenheit: eine Handlung ist vorgeschrieben
- Zwang: keine Wahlmöglichkeit
- Willkür (als Gegensatz zu pflichtgemäßem Ermessen): unkontrollierte, ungerechte Entscheidung
Ähnliche, aber potenziell irreführende Wörter:
- Messen (das): Der reine Akt des Messens, ohne den Aspekt der Beurteilung.
- Entscheidung (die): Das Ergebnis, nicht der Spielraum davor.
😂 Ein kleiner Scherz
Fragt der Richter den Angeklagten: "Warum haben Sie die Parkuhr mit einem Hammer zertrümmert?"
Antwortet der Angeklagte: "Nun, Herr Richter, auf dem Schild stand: 'Gebühr nach Ermessen einwerfen'. Ich habe mein Ermessen genutzt und entschieden, dass Hämmern günstiger ist!"
(Bitte nicht nachmachen! 😉)
✍️ Ein Gedicht über das Ermessen
Wo Regeln schweigen, klar und rein,
tritt oft das Ermessen ein.
Nicht Willkür soll den Weg bestimmen,
Vernunft muss stets die Oberhand gewinnen.
Ein Spielraum, klug und wohl bedacht,
hat Recht und Ordnung erst vollbracht.
Es misst, es wägt mit ruhiger Hand,
im weiten Feld von Stadt und Land.
❓ Kleines Rätsel
Ich bin kein König, doch ich herrsche oft im Recht.
Ich bin kein Maßband, doch ich messe gar nicht schlecht.
Ich gebe Spielraum, wo die Vorschrift endet klar.
Wer bin ich, sag es schnell, es ist doch sonnenklar!
(Lösung: das Ermessen)
🧩 Weitere wissenswerte Details
Wortherkunft (Etymologie):
Das Ermessen ist die Substantivierung des Verbs ermessen. Dieses Verb stammt vom althochdeutschen Wort irmezzen ab, was so viel wie "ausmessen", "abmessen" oder auch "beurteilen", "erwägen" bedeutete. Die Kernidee des 'Messens' als Grundlage für eine Beurteilung ist also tief in der Wortgeschichte verwurzelt.
Das Konzept des Ermessens ist fundamental für funktionierende Rechtssysteme und Verwaltungen, da nicht jeder Einzelfall durch starre Regeln abgedeckt werden kann. Es ermöglicht Flexibilität und Einzelfallgerechtigkeit, birgt aber auch die Gefahr des Missbrauchs (Ermessensfehlgebrauch).
📝 Zusammenfassung: Der, die oder das Ermessen?
Das Wort 'Ermessen' ist ein sächliches Substantiv (Neutrum) und wird immer mit dem Artikel 'das' verwendet: das Ermessen. Es beschreibt den Spielraum bei Entscheidungen oder Beurteilungen, insbesondere in rechtlichen oder behördlichen Zusammenhängen.