das  Gemüt

B2

Geschätztes CEFR-Niveau.

/ɡəˈmyːt/

🧠 Was genau ist "das Gemüt"?

Das Gemüt (Substantiv, Neutrum) bezeichnet die innere Verfassung, die seelische Beschaffenheit oder das Temperament einer Person. Es umfasst die Gesamtheit der Gefühls- und Denkvorgänge, die das Wesen eines Menschen ausmachen. Man kann es oft mit Sinn, Herz, Seele, Naturell oder Stimmung übersetzen, je nach Kontext.

Es beschreibt oft eine eher grundlegende, länger anhaltende Veranlagung im Gegensatz zur kurzfristigen Laune.

Beispiele für typische Ausdrücke:

• Ein sonniges Gemüt haben: eine fröhliche, optimistische Veranlagung besitzen.
• Etwas schlägt aufs Gemüt: Etwas wirkt sich negativ auf die Stimmung aus, macht traurig oder bedrückt.
• Ein ruhiges Gemüt: eine ausgeglichene, gelassene Persönlichkeit.
• Die Gemüter erhitzen sich: Die Stimmung wird aufgeheizt, es entsteht Streit oder Aufregung.

⚠️ Achtung: Obwohl es sich auf innere Zustände bezieht, ist das Gemüt immer sächlich (Neutrum).

Artikelregeln für der, die und das

🧐 Grammatik: Die Beugung von "das Gemüt"

"Das Gemüt" ist ein sächliches Substantiv. Der Plural "die Gemüter" wird selten und eher im gehobenen oder dichterischen Sprachgebrauch verwendet, oft im Sinne von "die Gemütszustände (mehrerer Personen)" oder "die Gemütslagen".

Deklination Singular (Einzahl)

Deklination Plural (Mehrzahl) - Selten

📝 Beispielsätze

1. Sie hat ein wirklich freundliches Gemüt.
2. Das trübe Wetter schlägt mir aufs Gemüt.
3. Die Diskussion erhitzte schnell die Gemüter der Anwesenden. (Plural)
4. Er ist von ruhigem Gemüt.
5. Die Schönheit der Natur erfreute sein Gemüt.

💬 Wie verwendet man "das Gemüt"?

"Das Gemüt" wird verwendet, um die innere Welt, die Stimmungslage oder den Charakter einer Person zu beschreiben. Es ist oft etwas tiefgründiger und beständiger als "die Laune" oder "die Stimmung".

• Charakterbeschreibung: "Er ist ein Mensch mit einem tiefsinnigen Gemüt."
• Stimmungslage: "Die Nachricht hat sein Gemüt sehr belastet." / "Das Fest erhellte die Gemüter."
• Idiomatische Wendungen: Besonders häufig in festen Wendungen wie "sich aufs Gemüt schlagen", "ein sonniges Gemüt haben", "die Gemüter beruhigen/erhitzen".

Abgrenzung zu ähnlichen Wörtern:

• Stimmung: Oft situativer und flüchtiger als das Gemüt. ("Ich bin heute in guter Stimmung.")
• Laune: Ähnlich wie Stimmung, oft noch kurzfristiger und manchmal etwas launisch. ("Er hat heute schlechte Laune.")
• Wesen: Bezieht sich mehr auf die grundlegende Natur oder den Kern einer Person, kann aber ähnlich wie Gemüt verwendet werden. ("Ihr freundliches Wesen ist ansteckend.")
• Seele: Hat oft eine spirituellere oder tiefere psychologische Konnotation als Gemüt.

"Das Gemüt" gehört eher zum gepflegten Sprachgebrauch, wird aber auch im Alltag verwendet, insbesondere in den genannten festen Wendungen.

💡 Eselsbrücken zum Merken

Artikel "das" merken:

Stell dir vor: Ein kleines, neutrales Wesen (sächlich = das) sitzt in deinem Inneren und steuert deine Gefühle – das ist das Gemüt. Es ist weder eindeutig männlich noch weiblich, einfach das innere Zentrum.

Bedeutung "Inneres, Stimmung, Wesen" merken:

Denk an das Wort "Mut". Ge-müt hat mit deinem inneren "Mut" zu tun, aber nicht nur Mut im Sinne von Tapferkeit, sondern dein gesamter innerer Zustand, deine seelische Verfassung. Dein Gemüt ist die Quelle deiner Stimmungen und deines Mutes. Oder denk an "gemütlich": Ein gutes Gemüt führt oft zu einer gemütlichen Atmosphäre.

🔄 Synonyme & Gegensätze

⚠️ Ähnliche, aber unterschiedliche Wörter:

• Mut (der): Tapferkeit, Kühnheit. Obwohl etymologisch verwandt, ist die Bedeutung heute klar getrennt.
• Gemütlichkeit (die): Zustand des Behaglichen, Angenehmen. Leitet sich vom Adjektiv "gemütlich" ab, das wiederum mit "Gemüt" zusammenhängt, beschreibt aber eine Atmosphäre oder Eigenschaft, nicht das innere Wesen selbst.

😂 Ein kleiner Scherz

Warum sollte man einem Wetterfrosch nie die Schuld am Regen geben?

Weil es ihm sonst aufs Gemüt schlägt! 😉

📜 Gedicht zum Gemüt

Das tiefe Meer, das weite Land,
verborgen in des Menschen Hand.
Mal sonnig hell, mal grau und schwer,
das Gemüt trägt Freud und Leid daher.

Es ist das Echo unsrer Seel',
mal sanft, mal wild, kennt keine Fehl'.
Ein Spiegel dessen, was uns rührt,
das Gemüt, das uns durchs Leben führt.

❓ Rätselzeit

Ich habe keinen Körper, doch Gefühle viele,
bin mal heiter, mal bedrückt, das sind nur Spiele.
Man sagt, ich kann sonnig sein oder auch schwer,
bin sächlich, doch präge den Menschen sehr.

Was bin ich?

🧩 Weitere interessante Details

Wortbildung & Herkunft:

Das Wort "Gemüt" leitet sich vom althochdeutschen "gimuoti" ab, was so viel wie "Gesinnung, Stimmung, Gefühl, Gedanke, Absicht" bedeutete. Es ist eine Kollektivbildung zu "Mut" (althochdeutsch "muot"), das ursprünglich eine breitere Bedeutung von "Sinn, Seele, Geist, Verlangen, Kraft" hatte, nicht nur Tapferkeit.

Verwandte Wörter:

• gemütlich: Dieses beliebte Adjektiv beschreibt eine angenehme, behagliche Atmosphäre oder eine Person von angenehmem Wesen. Es hängt eng mit einem positiven Zustand des Gemüts zusammen.
• Gemütszustand: Ein spezifischerer Begriff für die aktuelle Verfassung des Gemüts.
• Gemütsbewegung: Eine innere Regung, ein Gefühl.
• gemüthaft: Adjektiv, das sich auf das Gemüt bezieht (eher selten).