der
Biedermann
🧐 Was genau ist ein Biedermann?
Das Wort der Biedermann bezeichnet im Deutschen eine männliche Person und hat hauptsächlich zwei, teils gegensätzliche, Bedeutungen:
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Der ehrenwerte, aber spießige Bürger: Ursprünglich und oft heute noch bezeichnet der Biedermann einen rechtschaffenen, ehrbaren, bürgerlichen Mann, der konventionell, solide und unauffällig lebt. Diese Bedeutung kann neutral sein, schwingt aber oft leicht abwertend oder spöttisch mit und charakterisiert jemanden als etwas hausbacken, konservativ und geistig unbeweglich (ähnlich dem Spießbürger oder Philister).
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Der (naive) Brandstifter-Helfer (ironisch): ⚠️ Eine wichtige, ironische Bedeutung stammt aus Max Frischs berühmtem Theaterstück "Biedermann und die Brandstifter". Hier ist Biedermann ein wohlhabender Bürger, der aus Feigheit und Naivität Brandstifter in sein Haus lässt, obwohl er ihre Absichten ahnt. In diesem Kontext steht der Biedermann für eine Person, die aus Schwäche, Bequemlichkeit oder Verblendung gefährliche Entwicklungen ignoriert oder sogar fördert.
Die Konnotation hängt stark vom Kontext ab. Ohne spezifischen Hinweis überwiegt oft die erste, leicht kritische Bedeutung des konventionellen Bürgers.
Artikelregeln für der, die und das
Männer → immer Maskulinum.
Vorsicht: Die meisten Berufe haben auch ihre weiblichen Formen (z. B. die Polizistin). Auch einige Wörter können zwei Formen haben: der/die Deutsche, der/die Kranke.
✍️ Grammatik von Biedermann im Detail
Der Biedermann ist ein maskulines Substantiv. Es wird stark dekliniert.
📝 Beispielsätze
- Er führte das Leben eines braven Biedermanns. (Genitiv Singular - bezieht sich auf den konventionellen Bürger)
- Man warf ihm vor, ein typischer Biedermann zu sein, der sich nicht für Politik interessierte. (Nominativ Singular - konventionell/spießig)
- In Frischs Stück erkennt der Biedermann die Gefahr zu spät. (Nominativ Singular - ironische Bedeutung)
- Die Gesellschaft braucht nicht nur Biedermänner, sondern auch kritische Geister. (Akkusativ Plural - bezieht sich meist auf den konventionellen Typus)
🗣️ So wird Biedermann verwendet
Die Verwendung von der Biedermann ist stark kontextabhängig und oft mit einer Wertung verbunden:
- Konventioneller Bürger: Wird oft verwendet, um eine Person als unauffällig, angepasst, aber auch als etwas fantasielos oder engstirnig zu beschreiben. Kann in gesellschaftlichen Diskussionen auftauchen, um einen bestimmten Menschentypus zu charakterisieren (z.B. „Er ist der typische Biedermann von nebenan.“). Die Konnotation ist selten rein positiv, oft leicht spöttisch.
- Ironische Bedeutung (nach Frisch): Diese Bedeutung wird in Diskussionen über gesellschaftliche oder politische Verblendung, Naivität gegenüber Gefahren oder mangelnde Zivilcourage verwendet. Sie ist stark negativ konnotiert und dient als Warnung oder Kritik (z.B. „Wir dürfen nicht zu Biedermännern werden und die Augen verschließen.“).
- Historischer Bezug: Seltener kann es auch einen Bezug zur Epoche des Biedermeier (ca. 1815-1848) herstellen, die durch einen Rückzug ins Private und eine bürgerliche, oft als behaglich, aber auch als unpolitisch empfundene Kultur gekennzeichnet war.
🚨 Wichtig: Aufgrund der oft negativen oder ironischen Konnotation sollte man vorsichtig sein, eine Person direkt als „Biedermann“ zu bezeichnen, da dies leicht als Beleidigung oder Kritik aufgefasst werden kann.
Vergleich: Ähnlich wie Spießbürger oder Philister, aber Biedermann kann auch die ironische Dimension der (Mit-)Schuld durch Naivität tragen, die bei den anderen Begriffen weniger präsent ist.
🧠 Eselsbrücken zum Merken
Artikel-Merkspruch: Denk an der brave, biedere Mann – das steckt schon im Wort Biedermann! Maskulin, daher der Biedermann.
Bedeutungs-Merkspruch (konventionell): Ein Biedermann lebt bieder – solide, aber ohne viel Esprit und lieber immer wieder das Gleiche.
Bedeutungs-Merkspruch (ironisch): Denk an Max Frischs Stück: Der Biedermann lädt die Brandstifter zum Bier ein, obwohl sie Böses planen – er ist naiv oder feige.
↔️ Gegenteile und ähnliche Wörter
Synonyme (ähnliche Bedeutung):
- Spießbürger: (oft abwertend) Engstirniger, kleinbürgerlicher Mensch. Sehr ähnlich der ersten Bedeutung.
- Philister: (oft abwertend, bildungssprachlich) Engstirniger Mensch ohne Sinn für Kunst und geistige Werte.
- Ehrenmann: (veraltend für die positive Grundbedeutung) Rechtschaffener, anständiger Mann.
- Konformist: Jemand, der sich stark anpasst.
- Normalbürger: (neutraler) Durchschnittlicher Bürger.
Antonyme (Gegenteile):
- Rebell: Jemand, der sich gegen Konventionen auflehnt.
- Außenseiter: Jemand, der am Rand der Gesellschaft steht.
- Nonkonformist: Jemand, der sich nicht anpasst.
- Avantgardist: Vorreiter, jemand mit neuen Ideen (bes. in Kunst/Kultur).
- Brandstifter: (wörtlich, als Gegensatz zur ironischen Bedeutung) Jemand, der Feuer legt.
- Kritischer Geist: Jemand, der hinterfragt und nicht alles hinnimmt.
Ähnlich klingende/verwirrende Wörter:
- Bieder: Das Adjektiv, das „anständig“, „rechtschaffen“, aber auch „hausbacken“, „einfältig“ bedeuten kann.
- Biedermeier: Name einer Kulturepoche im 19. Jahrhundert.
😂 Ein kleiner Scherz
Warum hat der Biedermann immer einen Regenschirm dabei, auch wenn die Sonne scheint?
Damit er ja nicht aus der Reihe tanzt, falls es doch regnen sollte! 😄☂️
✍️ Der Biedermann im Gedicht
Der Biedermann, stets adrett und schlicht,
\hält Ordnung hoch als seine Pflicht.
\Sein Gartenzaun, sein Haus, sein Sinn,
\passt brav ins Weltbild mittendrin.
Doch manchmal, wenn die Schatten droh'n,
lickt er beiseit', verharrt im Thron
\der Ignoranz, bequem und blind,
is Unheil kommt geschwind, geschwind.
🧩 Kleines Rätsel
Ich bin ein Mann, meist wohlbekannt,
\mal ehrlich, bieder, Hand in Hand
\mit Konvention und Spießigkeit,
\mal naiv zur falschen Zeit,
\lass Gefahr ins Haus ich zieh'n,
kannst du meinen Namen mir leih'n?
(Lösung: der Biedermann)
ℹ️ Zusätzliche Informationen
- Wortherkunft: Zusammengesetzt aus dem Adjektiv bieder (althochdeutsch biderbi „tüchtig, rechtschaffen“) und Mann. Die negative Konnotation entwickelte sich später.
- Kulturelle Referenz: Max Frischs Theaterstück „Biedermann und die Brandstifter“ (Uraufführung 1958) hat die ironische Bedeutung des Wortes entscheidend geprägt und ist Schullektüre in vielen deutschsprachigen Ländern.
- Biedermeier-Zeit: Die Epoche des Biedermeier (ca. 1815–1848) ist nach dem fiktiven schwäbischen Dorfschullehrer Gottlieb Biedermaier benannt, einer Figur, die Spießbürgerlichkeit parodierte. Der Begriff „Biedermann“ als Typus ist älter, wurde aber durch diese Epoche populärer.
📝 Zusammenfassung: Der, die oder das Biedermann?
Das Wort 'Biedermann' ist maskulin, daher heißt es korrekt der Biedermann. Die Deklination folgt den Regeln für maskuline Substantive (Genitiv: des Biedermann(e)s, Plural: die Biedermänner).